Das Material. Eisen. Mit anderen Materialien habe ich experimentiert. Mit Eisen kann man spielen. Eisen Ist modellierbar. Ein Steinhauer kann nur abtragen. Immer die Angst vor abgeschlagenen Nasen. Eisen kann man zerschneiden, zusammenfügen, reduzieren. Mit Eisen lassen sich alle plastischen Ausdrucksformen durchspielen. In dieser Ausstellung zeige ich eine Arbeit aus dem letzten Jahre. Ausbruchsversuche aus der festen, bindenden Form. Das andere Ende des Regenbogens suchend. Eisen fast fliessend bearbeiten.
|
Delegierter Schöpfungsakt. Mit meiner 10 - Tonnen Presse kann ich Objekte bis etwa 20 cm Ausdehnung herstellen. Da stosse ich handwerklich bereits an meine Grenzen. Diese vermag ich erst im Team zu überschreiten. Fabrikarbeit mit ausgebildeten Fachkräften. In einer perfekten Infrastruktur. Beim Hammerwerk Stooss. Keine Verständigungsschwierigkeiten, weil ich die Terminologie dieser Fachleute beherrsche. Meine Ausbildung als Maschinenschlosser kommt mir da entgegen. Ich kann mit den Leuten sprechen. Kurbelwelle oder Kunst, die Terminologie bleibt dieselbe. Gezieltes Schaffen ist möglich. Eisenbarren werden in grossen Öfen auf über 1000 Grad erhitzt. Dann auf einer 2000 Tonnen Presse frei geschmiedet. Mit tonnenschweren Werkzeugen. Das Ganze ist eine Frage der Koordination. Der Schöpfungsakt im Team anstelle des Soloaktes. Da unterwirft man die Gruppe seinem Formwillen. Ungeheuer vieles ergibt sich aus dem Moment. Formen fallen mir zu. Dann greife ich ein. Unterbreche den Ablauf. Versuche den Moment zu packen, den Prozess des Fliessens und Formens zum Stehen zu bringen. Dann umkreise ich endlich das erkaltete Stück Eisen versuche ihm die guten Seiten abzugewinnen. Zum ersten Mal im Verlauf des gesamten Prozesses greife ich zum Stift. Ich denke das Objekt über seinen vorläufigen gefrorenen Zustand hinaus. Versuche, es meiner Vision vom Ganzen anzunähern. Dann kommt ein neuer Arbeitsgang. Bis hin zu diesem Punkt vielleicht. wo sich die Plastik verselbständigt, sich meinem Formwillen entzieht. Dann muss ich aufhören. Das Objekt Beiseitelegen. Der Point of no return ist überschritten. Ein grosser Teil meiner Arbeit ist Ausschuss. Oder eine Vorbereitungsstufe zu einer gültigen Plastik, die ich in Gedanken dauernd umkreise, der ich nachtaste.
|
|
Ausbruchsversuche. Ich hin oft und viel gereist. In dieser Zeit lernte ich schauen. Zeichnend beobachten. Wüstenlandschaften, aufgebrochen, erodiert, zerklüftet, springen mich an. Hauen Breschen in mein Denken. Die Konfrontation mit endlosen Flächen, denen ich gegen meinen eigentlichen Willen einen rechten Winkel aufzuzwingen versuche. Lavafelder packen mich. Erstarrtes Feuer. Glühende Massen in ursprünglichen Formen ermüdet. Schnittstellen sichtbar gemacht. Möglichkeiten der Weiterentwicklung.
|
||
Steine. Ich bin ein fanatischer Steinsammler. Eine Obsession. Ich taste Oberflächen und Strukturen nach. Ich stelle auf. Und aus. Greife danach. Rücke Steine herum. Vergleiche. Schaue. Greife nach ihnen. Früher bin ich in Felswänden geklettert. Abenteuer. Aber nicht Lust nach dem Gipfelerlebnis. Ich habe den Stein gespürt. Fels überwunden. Die gleiche Wand mehrmals mit immer neuen Griffen durchstiegen. Ich habe den Stein gelebt.
|
||
© Peter Zeindler 1985 |