Eisen brechen | ||||||||||
Das Wort | Der Werkstoff | Der Bruch | Die Plastik | |||||||
Seit 1978 breche ich Stahlstücke zu Stahlplastiken auf. Das Materialgewicht ist Nebensache. Zwischen zehn Kilogramm und zehn Tonnen ist alles möglich. Durch die Bruchstelle bringe ich die inneren Strukturen des Werkstoffs nach aussen und zeige die Verletzlichkeit des Stahls.
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Möglicherweise stammt das Wort «Stahl» vom alten angelsächsischen Begriff «Stehli» ab, was Axt
bedeutet. Stahl hat also seit jeher immer mit Trennen, Schneiden, Spalten und Brechen zu tun.
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Auf den einfachsten Nenner gebracht: Eisen, das weniger als 2 Prozent Kohlenstoff enthält, ist Stahl. Oder anders gesagt: Stahl ist Eisen minus den
hohen Kohlenstoffanteil, den das Eisen bei der Verhüttung aufgenommen hat. Stahl
ist eine Legierung aus Eisen und Eisencarbid, die durch Zugabe von weiteren Stoffen wie
z.B. Chrom, Nickel, Molybdän, Kobalt oder Mangan veredelt wird. Wenn ich also von Eisen und Stahl spreche, habe ich bestimmte Legierungen im Kopf. Denn je nach Qualitätssorte verhält sich der Werkstoff
anders. Im Urzustand sind Stahl und Eisen immer Erze, Steine. Präziser gesagt: Eisenerz – das heisst ein Gemenge aus chemischen Verbindungen des Eisens mit nicht eisenhaltigen, so genannten tauben Gesteinen. Diese Gesteine heissen unter anderem Bohnerz, Roteisenstein, Brauneisenstein, Magneteisenstein oder Brontit.
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Stahlbruchstellen zeigen ihre Schmiede- oder Gussstruktur. Dadurch werden die Gesetze des
Werkstoffs sinnlich erlebbar.
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Bevor ich ein Stahlstück breche, lote ich seine Festigkeitsgrenzen aus. Dann bestimme ich die
Sollbruchstellen. Dadurch bricht der Stahl immer genau dort, wo ich will. Und so entsteht aus einem
Stahlstück eine Stahlplastik, die sein molekulares Geheimnis dem Auge preisgibt. Verfasser: Yves Schumacher 2011 |