timemark |
Kunst zielt auf Ewigkeit. Kunst geht gegen die Vergänglichkeit an. Kunst will Spuren hinterlassen über das Ende eines Menschenlebens hinaus. Künstler wollen Zeichen in ihrer Zeit setzen, die jene deuten sollen, die nach ihnen kommen. Künstler schaffen sich Bedeutung, indem sie ihr Werk von denen, die nach ihnen kommen, deuten lassen wollen. Künstler schaffen sich durch ein Werk Unsterblichkeit. Mindestens ist das ihr Anspruch. Künstler setzen Marken. Sie setzen Marken in ihrer Zeit. Sie setzen Zeitmarken. Wenn die Zeit kippt, von einem Jahrtausend ins andere, gewinnt ihr Tun an Bedeutung. Die Nullzeit zu fixieren, einen nicht wahrnehmbaren Zwischenraum bildlich darzustellen ist eine Herausforderung an den Künstler. Die Zeitwende mit einem Nadelstich zu durchbohren, ein Zeitloch schaffen. Zu dokumentieren, dass man dabei gewesen ist, als Vergangenheit und Zukunft scheinbar greifbar geworden sind. Den Endpunkt des Jahrtausends fixieren, dessen Ende man gelebt hat und den Anfangspunkt eines Jahrtausends, das man nicht zu Ende lebt. Tod und Geburt werden eins. Den Kosmos in seiner Bewegung einzufrieren, den Sternenhimmel in diesem Augenblick, der auf Ewigkeit zielt, in Ihrem Verhältnis zur Erde anzuhalten. Der Anspruch des Künstlers, Zeit zu fixieren und über sie hinaus anwesend zu sein hat etwas Grössenwahnsinniges. Jede und jeder legt so seine eigen Spur, als Partisan des Künstlers, der die Idee geboren und das Objekt geschaffen hat. Es ist dies eine Form von Solidarität, in der alle Teilnehmer und Teilgeber einzelne aufgehoben sind, weil sie frei über ihre timemark verfügten, weil sie entscheiden, welchen Weg sie nehmen soll. Die Produktion gläserner timemarks ist 1999 angelaufen. Mittlerweilen sind über 3000 timemarks, jede mit dem Namen des Teilhabers, der Teilhaberin des Gemeinschaftswerks produziert und versandt worden. |
Peter Zeindler, 1999 |